Kolumne: Das Gothic-Balancing fehlt Risen 3

Bereits vor einigen Monaten habe ich intensiv Zeit mit Risen 3: Titan Lords verbracht, das neueste Werk des Essener Entwicklerstudious Piranha Bytes, die durch die großartige Gothic-Serie bekannt geworden sind und schließlich die bisher dreiteilige Risen-Serie ins Leben gerufen haben. Die Spielmechanik ist simpel: Questen, Lernpunkte investieren, Ausrüstung auf frischem Stand halten, Kapitel, neue Gildenstufen … weiter

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Kolumne: Das Gothic-Balancing fehlt Risen 3

Malte am 21.November 2014 um 11:11:01

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Bereits vor einigen Monaten habe ich intensiv Zeit mit Risen 3: Titan Lords verbracht, das neueste Werk des Essener Entwicklerstudious Piranha Bytes, die durch die großartige Gothic-Serie bekannt geworden sind und schließlich die bisher dreiteilige Risen-Serie ins Leben gerufen haben.

Die Spielmechanik ist simpel: Questen, Lernpunkte investieren, Ausrüstung auf frischem Stand halten, Kapitel, neue Gildenstufen und zu guter Letzt neue Gebiete freischalten. Verpackt ist dies stilsicher in eine äußerst humorvolle und für ein Fantasy-Rollenspiel ungewöhnlich raue Dialogführung, die die Serie seit jeher ausmacht und von malerischen Genrevertretern wie The Elder Scrolls, Final Fantasy oder Fable absetzt. Gleiches gilt auch für die teilweise, vor allen Dingen in Gothic und Gothic 2, ungemein ans dreckige, dunkle Mittelalter erinnernde Spielwelt.

Nun gibt es aber dieses bestimmte Spielgefühl, das vornehmlich abermals in den ersten, beiden Gothics vermittelt wurde, im dritten Teil aufgrund der Story quasi gänzlich über Board geworfen werden musste, im ersten Risen-Teil erneut aufgegriffen wurde und in den letzten, beiden nur seicht bis gar nicht vorhanden ist.

„Level 1: Fuck, da ist ’n Scavenger (einer der leichtesten Massengegner im Spiel), besser mal speichern.“

„Level 20: Drei Ork-Tempelkrieger (schwierigere Gegner). Are you kiddin‘ me?“

„Fettes Schwert gefunden, aber mir fehlen noch 30 Stärkepunkte, um es zu nutzen.“

„Okay, hier gibt’s bestimmt irgendwo ’n cooles Item, nur komme ich noch nicht an diesen Skeletten vorbei, merke ich mir für später.“

Aufgrund dieser Strukturierung und der Konzeptidee im gesamten Spiel- und Szeanriendesign wurden dem Spieler natürliche Grenzen gesetzt, die es gilt, im Laufe des Spiels oder eines Spielabschnittes zu überwinden. Es ist ein für sich selbst gesetztes Ziel, die Umstände dafür sind zwar meist trivial, aber ebenso ein Garant für regelmäßige Motivationsschübe und Ehrgeiz. „Nur noch die eine Aufgabe zu beenden, um endlich den Stärke-Wert steigern zu können und somit das grandiose Schwert tragen zu dürfen. Dann kann ich’s ja nochmal mit den Orks aufnehmen, die diese Truhe in der Schlucht behüten.“

Also, wie schaut das jetzt in Risen 3 aus?

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Quelle: Gamersglobal.de

„Ich begegne einem Anführer eines Clans mit meinem kleinen Charakter, dem ich bisher noch kaum erlangte Fertigkeitenpunkte zugeteilt habe und meine ganze Ausrüstung gleicht dem angelegten, rostigen Schwert. Spaßeshalber haue ich mal auf diesen Typen ein, mit der dicken Rüstung und dem großen Zweihänder. Nach ein paar Versuchen habe ich den Kampf gewonnen.“

Ja, so einfach geht das. In Gothic und Gothic 2 bin ich anfänglich noch vor Bauern und Scavenger-Herden, wobei Monster logischerweise nicht pariert werden konnten, was in Risen aber keinerlei Problem darstellt, in den ersten Charakterstufen weggerannt, in Risen 3 hingegen kann ich es gleich mit der nahezu gesamten Spielwelt aufnehmen, wenn ich meine erlangten Charakterpunkte der ersten Spielstunden halbwegs sinnvoll investiert habe. Es darf ebenso nicht außer Acht gelassen werden, dass insbesondere Gothic und Gothic 2 vom Schwierigkeitsgrad nicht zwangsläufig anspruchsvoll waren. Nach meinem Empfinden. Drücke ich die Spiele nun jemandem in die Hand, der mit der Spielmechanik noch nie in Kontakt gekommen ist, mag das vielleicht anders aussehen – zumindest den Start in Gothic 2 fand ich auch noch ganz knackig. Mit dem Add-On Die Nacht des Raben wurde konsequent noch weiter gewürzt.

Für Freunde der Magie waren die Piranha Bytes zwar noch nie allzu empfehlenswert, aber auch hier gibt es signifikante Balancing-Probleme in Risen 3: Es gibt keinen Mana-Balken mehr. Richtig, ich kann so viele Blitz-, Feuer- oder Eiskugeln verballern, wie ich es beliebe.

Eine insgesamt enttäuschende Entwicklung, denn es wurde ein herrovagender Bestandteil des Spielkonzeptes im Rahmen des neuen Balancing schlicht und ergreifend fallengelassen.

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Bewertung: 5.0/5 (5)
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