
Chinesische Spielemacher machen ein Westernspiel. Probieren kann man es ja, nur sollte man sich von der Schwierigkeit her nicht zu sehr an eSports-Bedingungen knüpfen, sonst kommt so was raus, was mit „INSANE WEST“ gemacht wurde: ein Spiel, welches einen wortwörtlich in den Wahnsinn treibt.
Der Wilde Westen im 19. Jahrhundert gilt als gutes Szenario, das hat Rockstar Games mit „Red Dead Redemption“ erfolgreich beweisen können. Jump&Runs und Survival mit dem Setting sind allerdings recht rar und nicht wirklich überall zu finden. Das JIGUANGGamestudio veröffentlichte am 2. Mai 2019 eine Early-Access-Version seines Computerspiels „INSANE WEST“, übersetzt „Verrückter Westen“, dessen Highlight ein Sidescroller mit Jump&Run-Elementen sein soll. Nebenbei erwähnt wird zudem ein Survival-Mode in der Testphase.
Im Menübildschirm sehen wir die Spielerfigur schlafend in einem Bett mit einer Kiste Obst, Flaschen und einem WANTED-Blatt an einem Spiegel. Unsere Spielfigur ist das im übrigen nicht, da passt der Bart nicht dazu. Als Charakter können wir nicht nur einen Cowboy, sondern auch ein Cowgirl auswählen. Hinter „Adventure Mode“ verbirgt sich der Sidescroller mit seinen insgesamt 14 Level. „New Game“ startet die Überlebens-Action.
Das erste Level im Adventure Mode ist noch kinderleicht, hier wird einem die Steuerung erklärt. Mit WASD bewegt man sich fort und mit der Leertaste kann man springen. Es wird allerdings verschwiegen, dass man auch einen Doppelsprung durchführen kann. Spätestens das wird beim zweiten Level nützlich sein. Hier begegnen uns erstmals explosive Fässer, die bei Berührung binnen weniger Sekunden in die Luft gehen und uns durchaus verletzen können, kommen wir denen zu nahe. Fünf Herzen haben wir, um das Level zu überleben, heißt fünf mal darf man sich verletzen. Alleine das zweite Level ist voller gefährlicher Elemente, dass man es nur mit viel Geduld und viel Kraft schafft, lebendig am Ziel anzukommen, was mir bei der Testphase jedoch nicht gelungen ist. Man begegnet später auch Luftblasen, die die Steuerung umkehrt. Man läuft etwa nach links, wenn man D drückt, wo man normalerweise rechts laufen sollte. Absolut nichts für Anfänger.
Interessanter ist da wohl eher der wahre „Adventure Mode“, nämlich der Survival-Modus. Man startet an einem Balken vor einer kleinen Stadt, die im typischen Wild-West-Look aufgebaut und platziert wurde: wenig Straßen und jedes Gebäude ist ein Gewerbe. Und alles muss aus Holz sein. Man fängt gesättigt, mit guter Gesundheit und $5 in der Tasche an. Nicht gerade viel, aber das ist doch das 19. Jahrhundert, da sollte alles doch ziemlich billig sein, oder? Schön wärs.
Aufträge kann man sich am Bahnhof einholen. Wir können entweder einen Koffer, eine Box, einen Sack Reis oder ein Fass transportieren, für letzteres gibt es immerhin schon $20. Die Hinweise geben schon Auskunft genug, wo die Sachen hin müssen. Mit etwas Glück läuft alles reibungslos, mit etwas Pech kriegt man plötzlich keinen Auftrag oder man bekommt wie aus dem Nichts eine Strafe. Auf den nächsten Auftrag darf man übrigens 5 Minuten in Echtzeit warten. Gerade, wenn was schief läuft, ist das gnadenlos.
Man kann aber auch eine Brechstange für $5 kaufen und sich auf die Jagd nach Fässern mit Pfeilen machen, diese verbergen nämlich alkoholische Getränke, die man letzten Endes für ein kleines Sümmchen an der Bar verkaufen kann. Warum man die kaufen kann, erschließt sich nicht, da man im Inventar ohnehin nur Sachen vom Lebensmittelstand zu sich nehmen kann.
Ob die Lebensmittel Salz enthalten, kann man schon anhand der Preise feststellen, denn die sind ordentlich gesalzen, gar übersalzen. Möchte man etwa seinen Durst stillen und die Lebensenergie aufwerten, kauft man eine Tomate, die $15 kostet. Wer kennt sie nicht, die Tomate als Durststiller? $20 für einen Keks will man auch nicht gerne ausgeben und selbst die günstigeren Sachen helfen nur bedingt. Und ehe man bei den vermaledeiten Bugs so viel zusammen bekommt, dass man garantiert überleben kann, dauert es. Im Hotel kann man übrigens für $7 eine Kleinigkeit essen.
Der immerhin sehr schön anzusehende Tag/Nacht-Rhythmus bietet einem die Gelegenheit, schlafen zu gehen. Doch um schlafen zu können, braucht man Geld. Die teuerste Übernachtungsmöglichkeit mit $25 bietet die Bar. Möchte man sehr günstig schlafen, gibt es überdachte Plätze an einem Lagerfeuer. Und selbst da kostet das Schlafen $1. Wenn alle Lichter in der Stadt anspringen, haben alle Läden ohnehin keinen Dienst mehr und damit fehlt leider die Möglichkeit, sich noch irgendwie Geld zu verdienen. Allerdings kann man vorher auch nicht schlafen, das geht nur abends.
Die Umgebung bietet auch nicht unbedingt viel, sonderlich groß ist die Karte ebenfalls nicht. Lediglich ein paar Fässer mit Alkohol und ein Haus mit einer möglichen Verbrechensaktion, die überhaupt nicht beschrieben wird, warten auf den Spieler. Aber der Schwierigkeitsgrad ist durch die horrenden Preise, der geringen Überlebenschancen und den widerspenstigen Bugs ohnehin sehr hoch angelegt und dürfte gerade bei Einsteigern schnell frusten. Sven Festag von QUICK-SAVE.de gab ich ebenfalls die Möglichkeit, das Spiel kurz anzutesten und war ebenfalls nicht sonderlich begeistert von dieser Darbietung.
Die oder der Macher gab(en) bei Steam an, dass das Spiel aktuell zu 80% fertig sei und noch einiges fehlt. In meinen Augen fehlt da viel mehr, damit es zu einem fairen und guten Spiel wird. Die etwas minimalistisch gehaltene Grafik gibt wenig Grund zum Meckern, der Stil geht völlig in Ordnung und unfassbar hässlich sieht es auch nicht aus. Performanceprobleme gab es seltsamerweise nur bei Nacht, sonst lief es durchgehend stabil. Nur einmal blieb der Ladevorgang hängen.
„INSANE WEST“ ist aktuell für 3,99 € erhältlich und ist derzeit im Early-Access-Stadium.