Mit der Idee einer Neuauflage von Red Baron steht ein weiterer, echter Klassiker zum Kosmetikkurs auf kickstarter.com bereit. Mit an Bord des zuständigen Entwicklerstudios Mad Otter Games, Damon Slye, der einstige Begründer der Serie: „Red Baron is back! The best dogfighting flight sim of all time returns from Damon Slye, the original creator of Red Baron.“ Die klare Aussicht auf Erfolg können quantitiv nur wenige, weitere Genrevertreter trüben, denn bis auf Rise of Flight würde Red Baron das Fliegerass im Himmel, zumindest des ersten Weltkrieges. Vorausgesetzt einer qualitativen Entwicklung im Sinne der Spieler – und Backer. Ja, Red Baron steht frisch auf kickstarter.com zum Backen bereit, ob eine Finanzierung jemals erfolgen wird, steht in den Sternen, reißerische Kritik mit stark pointiertem Titel kann immer ausgeübt werden; doch die Richtung, in die ein Videospiel geht, wird früh eingeschlagen, und einige Aussagen des vielversprechenden Vorstellungstextes zur Entwicklung, und das, was zu sehen ist, machen mich stutzig:
Single Player: Enlist for the full tour in campaign play with more than 30 missions played back to back from 1915 to 1918. Single player will be offline and DRM-free.
Dogfights zwischen 1915 und 1918 in klassischen Singleplayer-Missionen, das klingt gänzlich nach Red Baron. Aber was hatte die Kampagne nochmal ausgezeichnet? Richtig, der dynamische Spielverlauf. Keine festgelegte Anzahl an Missionen oder Feldzügen. Der in weiten Teilen zufallsgenerierte Kriegsverlauf entscheidet darüber, wie oft und wann ich in meiner Maschine auf Seiten der Briten, Deutschen, Franzosen oder US-Amerikanern Platz nehmen muss, welche Ziele ich habe und somit das Geschehen beeinflussen kann. Als Belohnung für gute Einsätze: Authentische Orden, höhere Dienstgrade und neue Flugzeuge. In Red Baron handelt die Kampagne offensichtlich nur darum, die 30 Missionen statisch für eine der vier Kriegsparteien nacheinander zu absolvieren. Das kann auch Spaß machen, zumal, nach Aussage der Entwickler im Trailer, irgendwie auch Einfluss auf den Kriegsverlauf genommen werden kann, nur wäre dies eben doch ein gutes Stück weit entfernt von der hochgelegten Messlatte der Vorgänger.
Easy to Learn: Red Baron will have a simple learning curve, allowing you to jump into the cockpit and fly within minutes to feel the rush of aerial combat.
Hier schlägt Red Baron im Konzept einen sehr guten Weg ein: Eine vermeintlich ausgewogene Mischung aus Simulation und Arcade. Wie eben die Vorgänger, das Realismus-Einstellungsmenü aus Red Baron II und Red Baron 3-D bot vielzählige Schieberegler zur Vereinfachung des im Kern realistischen Flugverhaltens. So könnte Red Baron auch werden. Leider spricht dies eine völlig andere Sprache als das noch im Anfangsstadium befindlichen Vorstellungsvideo. Flugzeuge und Gebäude lassen sich mit wenigen Schüssen zerstören, das gezeigte, direkt ansprechende Flugverhalten und die paradisisch-bunten Szenarien erinnern eher an Arcade-Ableger wie Die Jagd auf den Roten Baron oder unglücklicheren Versuchen, Dogfight-Arcade zu etablieren wie Wings of Honour.
Die Frage ist, ob die Schienen noch gerichtet werden können – es wäre einfach schade, wenn sich Red Baron tatsächlich in eine falsche Richtung, weit entfernt von der großartigen Vorlage entwickeln würde, oder sprich: So bleibt, wie es im Gameplay-Trailer dasteht. Mich überzeugt das nicht. Eine Neuauflage eines erfolgreichen Klassikers soll doch bitte die wesentlichen, prägenden, spielerischen Kernelemente soweit übernehmen, wie sie noch in die heutige Zeit passen – meist fehlt es schlicht an Liebe zum Detail. Eine gleichzeitige Ergänzung innovativer Spielelemente, die sich übergangslos in die altbewährten Mechaniken einfügen, stellt sicherlich höchste Ansprüche an die Entwickler, mit Shadow Warrior, Tomb Raider: Anniversary oder Duke Nukem Forever hat’s aber blendend funktioniert – ein Remake kann funktionieren.
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