Erinnert sich noch jemand an das erste „Diablo“? Das hochgeblobte Hack’n’Slay erschien Ende 1996 und erfreut sich besonders im zweiten Teil weiterhin großer Beliebtheit. Als tapferer Krieger, Jäger oder Zauberer macht man den dämonischen Monstern den Garaus, bis man sich zum namensgebenden Boss durchgekämpft hat. 2018 rekonstruierte der Nutzer “GalaXyHaXz” den Quellcode des ersten Teils mit all seinen Macken, um Moddern eine bequemere Möglichkeit zu bieten, auch an einem Diablo-Spiel basteln zu können, welches heutzutage eher ein Schattendasein darstellt.
Nichtsdestotrotz lassen sich mit dem Code einige Sachen anstellen. Der Entwickler “Rivsoft” hat es vor einigen Tagen geschafft, einen Web-Port aus dem rekonstruierten Quellcode zu basteln. Ja, man kann über eine Website das erste „Diablo“ spielen. Und das fast ohne Einschränkungen. Da können die Arbeitspausen endlich sinnvoll genutzt werden, wo das Mitbringen von Datenträgern ein Problemchen darstellen könnte. 🙂
Man hat die Qual der Wahl. Wer sofort losspielen möchte, spielt die logischerweise eingeschränkte Shareware-Version, die gerade mal 50 MB groß ist. Vorher werden noch ein paar Dateien geladen und schon wirkt es so, als würde ein virtuelles Windows 95 das Spiel gerade starten, denn selbst die Videos sind zu sehen. Wer das Original-Spiel besitzt, sei es auf CD oder heruntergeladen von GOG, kann aber auch die Datei “DIABDAT.mpq” auswählen, die dann ebenfalls geladen werden muss. Da sollte bei einer Größe von knapp 500 MB die Leitung entsprechend gut dimensioniert sein. So steht einem die Vollversion zur Verfügung.
Und schon kann man spielen. Multiplayer ist leider nicht auswählbar, weshalb man auf den Singleplayer beschränkt ist. Charakterauswahl, Namen eingeben und schon gehts ins Abenteuer. Man kann sich nun mit den Stadtleuten unterhalten, Ausrüstung kaufen oder sich im nahe gelegenen Schloss auf Beutejagd machen. Die Tastatur-Shortcuts funktionieren wie gewohnt, solange man den Fokus auf den Tab hat, sonst öffnet man bei F1 nicht etwa die Hilfe in „Diablo“, sondern die Hilfe des Browsers. Auch die Ladezeiten zwischen den einzelnen Passagen sind erfreulich kurz.
Das laufende Spiel lässt sich sogar speichern und beim späteren Abruf der Website wieder laden, sofern man die Einstellungen des Browsers nicht irgendwann aus Gründen bereinigen möchte. Leider ist es nur auf das jeweilige Gerät, auf dem man gespielt hat, beschränkt. Nutzt man etwa denselben Google-Account in Google Chrome auf zwei Geräten, kann man die gespeicherten Spiele auf dem anderen nicht verwenden. Die Möglichkeit, diese zu transferieren, gibt es ebenfalls nicht.
Die Auflösung beträgt wie beim Original 640×480 Pixel, hier wird es freundlicherweise an die Größe des Fensters angepasst, so dass man auf einem 4K-Bildschirm nicht mal mehr eine Brille benötigt, um alles erkennen zu können. Andere Auflösungen bot das Spiel ohnehin nicht, erst mit dem Add-On “Lord of Destruction”, welches 2001 für den zweiten Teil gab, kam die Auflösung 800×600 Pixel hinzu. Auch die nicht sehr flüssige Cursorbewegung wurde übernommen, jedoch gab es während des Tests keinerlei Frameeinbrüche.
Die Web-Version vom ersten „Diablo“ lies sich in jeder aktuellen Browserversion spielen, sei es das aktuellste Google Chrome oder das aktuellste Mozilla Firefox. Unter dem in Windows 10 installierten Internet Explorer wollte die Seite sich nicht blicken lassen und in Safari 11.1.2 auf einem Mac mini Late 2009 mit dem dort aktuellsten macOS gab es keinen Ton. Da es allerdings Google Chrome für macOS gibt, kann man so das Problem mit dem fehlenden Ton umgehen. (Fun Fact: Nutzer eines 90er-Macintoshs mussten nicht auf “Diablo” verzichten, das Spiel erschien 1998 auch für PowerPC-basierte Macs).
Auch Linux-Nutzer kommen in den Genuss, selbst wenn es schon vorher mit dem rekonstruierten Quellcode bestens funktioniert hat. Selbst auf einem Raspberry Pi 3B kann sich die Performance durchaus sehen lassen, das Spielgeschehen stockte nur gelegentlich und der Cursor hat etwas mehr geruckelt als sonst, es ist aber in einem so akzeptablen Rahmen, dass man weit entfernt ist vom Prädikat „unspielbar“.
Man hatte schon bei dem Quellcode, auf dem diese Version basiert, befürchtet, dass Blizzard einschreiten würde, um das Projekt aus dem Netz zu ziehen, wo aber bisher nichts passiert ist. Ob es auch bei dieser Webversion Befürchtungen dieser Art geben wird, wird sich zeigen.
Auch wenn das erste “Diablo” einen ähnlichen Status aufweist wie “Age of Empires” (erster Teil ist schnell vergessen, zweiter Teil wird heiß geliebt, vom dritten Teil hört man nix), kann man mit der erstaunlich gut laufenden inoffiziellen Browserversion von “Diablo” immerhin seine Festplatte um knapp 1 GB verlorenen Speicherplatz verschonen. Zwar hat man die Savegames nur bei sich hinterlegt und man könnte diese nicht woandershin mitnehmen, aber sonst steht der Spielerfahrung nichts im Wege. Eine willkommene Alternative zu dem, was man sonst so im Browser spielt.
Diablo im Browser spielen – so geht's!,kepu beschäftigt sich auf seinem YouTube-Kanal "kepuexe" über die (PC-)Technik der vergangenen Jahrzehnte. Doch auch in schriftlicher Form ist er als freier Autor unterwegs. Er hat 16 Artikel geschrieben.
Interessant.Ich muss sagen das ich damals mit Diablo 2 gestartet bin. Den Einser hatte ich noch nie gespielt vielleicht jetzt mal an der Zeit das zu ändern 🙂